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Alkoholmissbrauch unter Jugendlichen – wenn aus Spaß Abhängigkeit wird

Mit Freunden anstoßen | © panthermedia.net /pressmaster

Alkoholmissbrauch unter Jugendlichen – wenn aus Spaß Abhängigkeit wird

Das klassische Feierabendbier, der edle Tropfen zum Abendessen oder der Verdauungsschnaps nach einem üppigen Restaurantbesuch: Das Konsumieren von Alkohol gehört in unserer heutigen Kultur zum alltäglichen Leben. Wer sich hin und wieder einen Drink genehmigt, der ist kein Ausnahmefall, sondern zählt zur Mehrheit der Deutschen.

Nicht nur Erwachsene, sondern auch viele Jugendliche treffen sich am Wochenende mit ihren Freunden zum geselligen Miteinander. Da in Deutschland ein Großteil an Sekt und Bier bereits ab 16 Jahren frei zu erwerben ist, ist wenig verwunderlich, dass bei solchen Treffen des Öfteren auch Alkohol getrunken wird. Doch wie exzessiv ist der Alkoholgenuss unter Teenagern wirklich? Welche Gefahren birgt regelmäßiger Konsum? Und wann wird aus Spaß Abhängigkeit? Wir geben im Folgenden wissenswerte Fakten zum Thema und zeigen auf, wie Eltern im Ernstfall reagieren sollten.

Dem Teufelskreis der Sucht entkommen

Um eine Alkoholabhängigkeit ihres Kindes zu verhindern, sollten Eltern als Vorbild im Umgang mit Alkohol fungieren und ihren Kindern verdeutlichen, dass deren Alkoholkonsum nicht ungeachtet bleibt. Mittels gemeinsam definierter Regeln im Umgang mit Alkohol machen Eltern ihren Standpunkt zum Thema Alkohol klar deutlich und legen ihren Kinder eine Art Richtschnur vor, an die sie sich halten müssen. Auch sollten die Heranwachsenden ihre Konsequenzen kennen: Nachlassende Leistungen in der Schule sind beispielsweise nur eine von vielen Folgen regelmäßigen Alkoholkonsums.

Doch was tun, wenn es bereits zu spät ist? Alkoholismus ist eine anerkannte Erkrankung und sollte nicht unter den Tisch gekehrt, sondern professionell behandelt werden. Hilfe von außen ist dabei in den meisten Fällen unabdingbar. Es gibt verschiedenste Beratungsstellen und Psychotherapeuten, die mit der Problematik der Alkoholsucht vertraut sind und beim Entzug helfen. Vor allem qualifizierte Kliniken, wie etwa die bekannte My Way Betty Ford Klinik, unterstützen Abhängige ganzheitlich in der Phase des Entzugs und helfen nachher bei einem erfolgreichen Wiedereintritt in einen suchtfreien Alltag.

Fakten zum Alkoholkonsum von Jugendlichen

Nach aktuellen Studien haben insgesamt etwa 69 Prozent der 12- bis 17-jährigen Teenager bereits Alkohol getrunken. Im Schnitt sind die Jugendlichen knapp 15 Jahre alt, wenn sie das erste Mal Alkohol zu sich nehmen. Entgegen vieler Erwartungen liegen diese Zahlen sogar unter den Werten des letzten Jahrzehnts: Im Jahr 2004 lag das durchschnittliche Alter nämlich bei 14 Jahren. Die vielfach angenommene Hypothese, dass Jugendliche immer früher anfangen zu trinken, stimmt demnach also gar nicht.

Obwohl Teenager heutzutage später erste Erfahrungen mit Alkohol sammeln als früher, ist der Alkoholkonsum bei denjenigen Jugendlichen, die regelmäßig Alkohol konsumieren, doch sehr hoch: 17 bis 44 Prozent aller jungen Erwachsenen trinken sich mindestens einmal pro Monat in einen Rausch. Von Rauschtrinken sprechen die Fachleute, wenn bei einer Gelegenheit mehr als fünf (bei Männern) bzw. mehr als vier (bei Frauen) Gläser Alkohol getrunken werden. Dementsprechend ist die Zahl der jungen Leute mit regelmäßigen Rauscherfahrungen doch ziemlich hoch.

Die akuten Gefahren des Rauschtrinkens

Probleme in der Pubertät | © panthermedia.net /kmiragaya
Probleme in der Pubertät | © panthermedia.net /kmiragaya

Alkohol wirkt bei jedem Konsumenten anders: Je nach Tagesform, Gewöhnung und Statur kann eine bestimmte Menge zu unterschiedlichen körperlichen und psychischen Reaktionen führen. Allgemein erhöht sich die Verträglichkeit für Alkohol mit steigendem Alter.

In kleineren Mengen wirkt Alkohol grundsätzlich stimmungsaufhellend, beruhigend und dämpfend. Aufgrund des gesteigerten Wohlbefindens haben Konsumenten das Gefühl, ihre Probleme kurzzeitig vergessen zu können. Allerdings führt die Droge oftmals zur unrealistischen Überschätzung der eigenen Fähigkeiten, was mit einer gesteigerten Risikobereitschaft einhergeht. Dadurch, dass gleichzeitig das Reaktionsvermögen nachlässt, erhöht sich bei Betrunkenen die Wahrscheinlichkeit für Unfälle. So ist übermäßiger Alkoholkonsum nicht nur für den Trinkenden selbst, sondern auch für andere eine Gefahr – beispielsweise im Straßenverkehr.

Mit steigender Alkoholkonzentration im Blut verändert sich auch die Wirkung. Höhere Mengen führen dazu, dass das Bewusstsein, die Koordination und die Artikulation vermehrt eingeschränkt werden. Es kann zu Gereiztheit und Aggression kommen. Auch die Gefahr von sexuellen Übergriffen steigt. Wird in diesem Stadium trotzdem weitergetrunken, droht eine Alkoholvergiftung: Der Jugendliche wird bewusstlos und gelangt in einen Schockzustand. Hierbei können durch Unterkühlung oder das Einatmen von Erbrochenem lebensbedrohliche Zustände erreicht werden.

Welche Folgen regelmäßiger Alkoholkonsum mit sich bringt

Wer regelmäßig, längerfristig und dabei exzessiv Alkohol zu sich nimmt, der muss mit riskanten Folgen hinsichtlich der eigenen körperlichen Gesundheit rechnen. Übermäßiger Alkoholkonsum wirkt sich sowohl auf alle Organsysteme als auch auf das zentrale Nervensystem aus. Die in der Pubertät reifenden Gehirnregionen können sich durch die Droge nicht richtig ausprägen, was in drastischen Fällen zu Einschränkungen in der Motivation, Leistungsfähigkeit und der Impulssteuerung führt. Auch merkbare Folgen wie allgemeines Unwohlsein und anhaltende Kopfschmerzen treten auf. Gravierende körperliche Beeinträchtigungen, etwa Leberschäden oder Bauchspeicheldrüsenerkrankungen, werden häufig erst im Erwachsenenalter bemerkt.

Neben den körperlichen Einschränkungen führt exzessiver Alkoholgenuss auch zu psychischen Schäden. Die Entwicklung des Teenagers zu einer stabilen Persönlichkeit wird maßgeblich erschwert, da der Umgang mit Schwierigkeiten nur über den Alkoholismus geregelt wird: Die Fähigkeit, Probleme nüchtern zu lösen, wird nicht trainiert, sodass Jugendliche in ihrer Entwicklung sozusagen stehenbleiben und sich nicht als selbstständiges Mitglied in die Gesellschaft einreihen. Als weitere psychische Beeinträchtigungen müssen Konzentrations-, Gedächtnis- und Lernstörungen genannt werden. Nicht selten leiden Jugendliche zudem unter Ängsten und Depressionen, die über das regelmäßige Trinken bedingt werden.

Die schmale Grenze zwischen Spaß und Abhängigkeit

In der Disco | © panthermedia.net /Dmitriy Shironosov
In der Disco | © panthermedia.net /Dmitriy Shironosov

In der Entwicklung vom Kind zum Erwachsenen, sprich in der Pubertät, nehmen Beziehungen zu Gleichaltrigen einen immer größeren Stellenwert ein. Während die Freizeit früher größtenteils im Elternhaus verbracht wurde, lernen Teenager ihre Persönlichkeit ab einem bestimmten Zeitpunkt über ihren Freundschaftskreis ganz neu kennen. Durch den Konsum von Alkohol entziehen sie sich dabei der elterlichen Kontrolle und demonstrieren Erwachsensein und Unabhängigkeit.

Außerdem greifen viele Jugendliche zum Alkohol, um leichter Kontakte zu knüpfen und ihre Gruppenzugehörigkeit zu festigen. In einem leichten Rauschzustand vergessen sie ihre Sorgen und können sich fallen lassen. Alle Nöte, die in ihrem sonstigen Alltag allzu erdrückend erscheinen, verlieren an Wichtigkeit – Alkohol wird sozusagen zum Problemlöser.

In geringem Maße ist dies nicht problematisch und lässt sich bei den meisten Jugendlichen wiederfinden. Riskant wird es allerdings, wenn der Alkoholkonsum im Freundeskreis nicht hinterfragt wird, sondern ganz selbstverständlich zum Leben dazugehört. Wird bei jedem Treffen Alkohol konsumiert und ist dies eine Voraussetzung für Spaß und Kontaktfreude, dann sollte dieses Verhalten hinterfragt werden. Jugendliche neigen dazu, ihren Trunkenheitsgrad herunterzuspielen und ihren wiederholt exzessiven Alkoholkonsum als harmlos einzuschätzen. Doch gehäufte Filmrisse und ausgeartete Situationen können ein Hinweis auf eine Abhängigkeit sein und dürfen deshalb keinesfalls unterschätzt werden.

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